SPD Hohen Neuendorf

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STRAßENKREUZER: Scharfschwerdtstraße

Veröffentlicht am 18.11.2022 in Kommunalpolitik

Zwischen B96 und Stolper Straße

Wer waren all die Frauen und Männer, deren Namen auf den Schildern der Straßen in Hohen Neuendorf und seinen Stadtteilen stehen? Ab jetzt gibt es in jeder Ausgabe unseres „Vierteltakt“ einen kleinen „Straßenkreuzer“ – hier auf der Internetseite der SPD Hohen Neuendorf findet Ihr dann eine etwas längere Fassung mit mehr Informationen. Mit der Scharfschwerdtstraße, nach einem unserer Vorsitzenden benannt, fängt die Straßenkreuzer-Serie an.

Wer waren Marienetta Jirkowsky, Helmut Just, Hermann Remané, Otto Scharfschwerdt oder Wilhelm Genzow? Das wollten einige Mitglieder des Kulturkreises Hohen Neuendorf schon vor sechs Jahren wissen. Die zunächst in der Stadtverordnetenversammlung gescheiterte Idee von großen Zusatztafeln an den Straßenschildern, lebte im Bundestagswahlkampf letztes Jahr wieder auf: Über den Bürgerhaushalt soll die Arbeit im Geschichtskreis nun finanziert werden und nach den Straßen auch interessante Gebäude, Denkmäler und historische Orte mitaufnehmen. Straßennamen sind mehr als Orientierungshilfen. Sie zeugen vom Zeitgeist und den zur jeweiligen Zeit herrschenden Ehrungsbedürfnissen.

Otto Scharfschwerdt senior

Otto Scharfschwerdt senior (*20.01.1887 – +04.05.1943) war Kesselschmied, qualifizierte sich zum Lokomotivführer, wurde später Gewerkschaftsvorsitzender und SPD-Vorsitzender in Hohen Neuendorf - vor allem war er aber auch Widerstandskämpfer gegen die Nazis, die ihn im KZ Sachsenhausen ermordeten.

Scharfschwerdt senior ließ sich bereits zum Ende des Ersten Weltkrieges in den Arbeiter- und Soldatenrat wählen und nahm als dessen Delegierter an der Reichskonferenz der Räte im Dezember 1918 in Berlin teil. Im Jahre 1920 wurde Scharfschwerdt in den Vorstand seiner Gewerkschaft gewählt. Seit 1929 war er Mitglied des Kreistages Niederbarnim und gehörte zudem dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold an. Ebenso wie der Vater, war Otto Julius Emil Scharfschwerdt junior politisch aktiv. Bereits in seiner Jugend übernahm er Funktionen in der Sozialistischen Arbeiterjugend und war Mitglied und Jugendleiter im Zentralverband der Angestellten.

Nach einer Rede des jungen Otto Scharfschwerdt anlässlich einer Jugendweihefeier nahm die lokale SA Vater und Sohn in die sogenannte Schutzhaft und verschleppte beide erstmals in das Konzentrationslager Oranienburg (Gebäude der ehemaligen Brauerei Oranienburg). Während Scharfschwerdt junior nach zwei Tagen wieder frei war, wurde Scharfschwerdt senior fünf Wochen lang dort festgehalten.

Das Jahr 1933 brachte einschneidende Veränderungen für die Familie. Vater Scharfschwerdt wurde entlassen und arbeitete fortan als Versicherungsvertreter. Nach seiner Entlassung schloss sich Otto Scharfschwerdt senior der sozialdemokratischen Widerstandsgruppe „Nordbahn“ an und führte das von Erich Wienig begonnene Werk besonnen als Leiter fort. Er wurde darüber hinaus Ortsverbandsvorsitzender der SPD in Hohen Neuendorf. Damit gerieten er und seine Familie ins Visier der Gestapo. Am 20. Januar 1937, zu seinem 50. Geburtstag verhaftete man ihn, Frau und Sohn sowie 20 Mitglieder aus der „Gruppe Nordbahn“.

Die von den Nationalsozialisten erstellte Anklageschrift am 7. Juli 1937 über Otto Scharfschwerdt (HN) warf ihm vor: „Die sämtlichen Angeschuldigten haben die hochverräterischen Ziele der illegalen SPD bewusst gefördert und sich daher der Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens im Sinne der Anklage schuldig gemacht.“  Mit ihm angeklagt waren seine Freunde aus der „Gruppe Nordbahn“: Erich Hahn (Birkenwerder ), Fritz Ammon (Hohen Neuendorf ), Rudolf Castan (Bergfelde), Erich Wienig (Berlin), Reinhold Weise (Berlin), Hermann Schlimme (Berlin) und Wilhelm Masuch (Bergfelde). Beschlagnahmte Beweismittel (z.B. „Hetzschriften“) wurden aufgeführt und der Oberstaatsanwalt Potjan beantragte, die Hauptverhandlung zu den genannten Personen anzuordnen und die Fortdauer der Untersuchungshaft zu beschließen.

Otto Scharfschwerdt wurde zu sechs Jahren Haft im Zuchthaus Brandenburg-Görden verurteilt. Seine Mitstreiter erhielten Haftstrafen zwischen 2 bis 4 Jahre. Otto Scharfschwerdt wurde Opfer der Menschenversuche faschistischer Ärzte im KZ Sachsenhausen, die Häftlinge mit Flecktyphus infizierten, um zu beobachten, wie diese dann an einer „allgemeinen Typhusepidemie“ zugrunde gingen. Scharfschwerdt starb dort zwischen dem 4. und 5. Mai 1943.

Dieter Morisse, Friedhelm Maier und Jutta Lindner

 

Mehr erfahren:

In der Stadtbibliotheken Hohen Neuendorf:

  • Buch: „Unterwegs in Hohen Neuendorf“ von Friedhelm Maier
  • Buch: „Geschichten zur Geschichte – Hohen Neuendorf, Bergfelde, Borgsdorf Stolpe“ von Dr. Dietrich Raetzer

Der Text ist zuerst im Vierteltakt 01, November 2022, erschienen.

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